Mobile Payment (1): Auf dem Weg in den Massenmarkt

Schon 2012 war Mobile Payment (mPayment) in aller Munde. 2013 gilt mPayment als einer der Trends im Bereich eCommerce.  Branchenexperte Dr. Hagen Sexauer  prognostiziert mCommerce und mPayment heute sogar eine Karriere als echte "Dauerbrenner"-Themen und Technik-Trends der nahen Zukunft (mobilbranche.de – Mobile Trends 2012 und 2013).  Teil 1 der Blogreihe erläutert die Hintergründe userfreundlicher mobiler Einkaufs- und Bezahlsysteme.

2013: Das Jahr des Mobile Payment

Für immer mehr Nutzer ist Online-Einkaufen schon lange eine Selbstverständlichkeit. Mittlerweile tun sie das (nämlich Online-Einkaufen) aber immer stärker auch mit ihren Smartphones und Tablets.

Online-Shopping ist schon heute zu großen Teilen mobile Shopping

Einen der wichtigsten Indikatoren dafür liefert der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (aktualisierte bvh-Einschätzung): Demnach entfallen 70% des Gesamtumsatzes im Versandgeschäft auf den Bereich eCommerce – und schon heute nimmt dabei Mobile Commerce (mCommerce) einen konstant steigenden Anteil ein. Für die Zukunft des Online-Einkaufs müssen Shop-Betreiber und eCommerce-Anbieter ihre Angebote demnach ganz sicher verstärkt auf Smartphones und Tablets ausrichten.

Mobile Payment: Darum geht's

Aus Sicht der Nutzer müssen Anbieter dabei von Beginn an ihre gesamte Shopping-Experience mobil auslegen: Denn ebenso wie der Webshop auf dem Smartphone das Kauferlebnis stört, kommt bei Nutzern auch kaum Freude auf, wenn der Kaufabschluss zwar auf dem Tablet erfolgt, für die Bezahlung aber zum PC gewechselt werden muss (nachdem man die erforderlichen Bezahlinformationen zuvor zum Beispiel nochmals per Mail oder ähnlich weitergeleitet hat).

88% der Nutzer wollen Mobile Payment im Online-Shopping

Eine Studie der Smart Mobile Factory bestätigt diesen Wunsch nach einer durchgehenden Shopping-Experience deutlich (Smart Mobile Factory GmbH – Mobile Payment Studie): 88% der in der Studie Befragten sind demnach daran interessiert, den gesamten Kaufprozess, inklusive Bezahlvorgang, über ein mobiles Gerät abzuwickeln. Eine klare Präferenz hegen Nutzer dabei für internetspezifische Bezahlverfahren wie Paypal sowie für die Bezahlung auf Rechnung, wie eine Studie durch ECC-Handel ausmacht (ECC-Handel  Mobile Commerce in Deutschland). Die klassischen Bezahlverfahren wie Lastschrift, Kreditkarte, Vorkasse oder Nachnahme schneiden im mPayment in der aktuellen und erwünschten Nutzung deutlich schlechter ab.

Erfolgsbedingungen: Von der Nutzung zum Interface

Nutzung

Faktisch sind die Rahmenbedingungen für mobile Payment schon sehr weitgehend gegeben. Der wichtigste Faktor: Die Nutzung selber. So haben einer Umfrage des E-Commerce-Center Handel folgend bereits heute 77,6% der befragten Smartphone- und sogar 79,9% der Tablet-User über ihr mobiles Gerät bereits eingekauft (E-Commerce-Center Handel – Mobile Commerce in Deutschland). Materielle Güter rangieren hierbei direkt nach Apps auf Platz zwei der meistgekauften Dinge. Spannend dabei: Das Tablet wird  zwar nicht unbedingt dem originär-mobilen Point of Sale (PoS) zugerechnet, da es nur allzugerne auch von der heimischen Couch aus verwendet wird, doch werden auch zusehends mehr Tablets in den Verkäufsräumen gesichtet. Tägliche Kleinigkeiten hingegen - der morgendliche Kaffee oder die Fahrkarte für die S-Bahn - werden nur von 8,8% der Nutzer über ihr Smartphone regelmäßig gekauft. Gerade im Micropayment-Sektor scheinen die bestehenden Lösungen Nutzern demnach offensichtlich noch unzureichend.

Technische Infrastruktur

Parallel zur anwachsenden Nutzung bescheinigt der Mastercard Mobile Payment Readiness Index Deutschland eine grundsätzlich gute technische Infrastruktur für Mobile Payment. Vor allem sind hierbei die hohe Internetaffinität der Nutzer und die ausreichende Netzabdeckung maßgeblich.

Akzeptanz

Mobile Geräte werden laut ECC-Handel heute noch überwiegend für die Suche nach Artikel- und Produkt-Informationen genutzt. Bis zur mobilen Bezahlung dringen viele Nutzer – trotz des steigenden Interesses an diesem Thema – heute noch nicht vor. In Deutschland scheint eine starke Grundskepsis bezüglich sicherheitsrelevanter Aspekte vorzuliegen. Mobile Payment Lösungen müssen diese Frage klären, um beim Nutzer das fehlende Vertrauen aufzubauen oder zurückzugewinnen.

NFC

Anders als oftmals gedacht ist Mobile Payment dabei kein Hardware-Thema. So ist zum Beispiel die NFC-Technologie (Near Field Communication), die in diesem Zusammenhang oft diskutiert wird, faktisch "nicht mehr" als ein Übertragungsstandard, der die kontaktlose Übermittlung von Daten über kurze Distanz ermöglicht. Das Problem eines für alle Nutzer flüssigen Bezahlvorgangs wird damit noch in keiner Weise adressiert – und so bleibt Mobile Payment, ob mit NFC, oder ohne, vor allem anderen eine Frage nach funktionalen Interfaces und Software-Lösungen.

Nutzerfreundliche und mobil optimierte Interfaces

Eine weitere, wesentliche Rahmenbedingung liegt demnach folgerichtig auf der Interface-Seite und dort konkret in der Bedienbarkeit von Shops und eCommerce-Angeboten über Smartphones und Co (siehe auch Studie durch ECC-Handel). Schlechte Schnittstellen und nicht mobil-optimierte Interfaces lassen Abbruchquoten rapide in die Höhe schnellen. Ebenso wie die Produktpräsentation muss hier auch das mobile Bezahlverfahren maximal einfach und überzeugend in den mobilen Kaufprozess eingebunden werden, um eine gute Shopping-Experience zu gewährleisten und Abbrüche im Checkout zu verhindern.

Aussicht: Userfreundliches mPayment setzt sich durch

Nimmt man alle bis hierher skizzierten Entwicklungen zusammen, scheinen die eingangs zitierten Expertenprognosen wenig spektakulär: Die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung mobiler Bezahlsysteme  (mPayment) in 2013 sind für Deutschland ganz sicher gestellt. Mobile Payment steht kurz vor dem  Sprung in den Massenmarkt. Was aus Sicht der Nutzer noch zu fehlen scheint, sind Standard-Verfahren, die das Sicherheitsempfinden der Nutzer beim Umgang mit sensiblen Daten erhöhen, sowie Interfaces, die die mobile Shopping Experience zu einem wirklich eigenständigen Nutzungserlebnis machen.

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